Der Abschied

 

Die Eltern der Kinder, die mit einem der ersten Kindertransporte ausreisen sollten, hatten nicht viel Zeit für den Abschied. Was würde das Kind in England am nötigsten brauchen? Wie würde man den Kontakt halten? Dr. Erich Klibansky organisierte für die erste Gruppe einen Abschiedsnachmittag in der Schule und brachte die Jungen persönlich zum Kölner Hauptbahnhof. Für die Kinder waren die letzten Tage zuhause traurig, aber auch mit Aufregung und ambivalenten Gefühlen verbunden. Die bevorstehende Reise bedeutete den Aufbruch in ein fremdes Land und ließ manche an ein Abenteuer denken. Wie endgültig der Abschied sein würde, konnte niemand wissen. Wenn es die Eltern auch oft ahnten, so versicherten sie ihren Kindern doch, dass sie sie bestimmt in ein paar Monaten wiedersehen würden.

 

gulliemots  Ich war 13, als ich nach England kam. Ich hatte meine Bar Mizwa im September 1938 und die ‚Kristallnacht‘ war im November. Wir kamen in London an im Januar 1939. Das heißt, in zwei Monaten hat der Klibansky es fertiggebracht, alles zu organisieren und uns nach England zu bringen. Unerhört! Da war ein Brief, den die Eltern unterschreiben mussten, dass sie einverstanden sind, dass die Kinder nach England kommen. Es war keine hardship für uns herzukommen. Für mich nicht.

Kurt Marx 2010 *

gulliemots  Man sagte Auf Wiedersehen, vor lauter Aufregung war man gar nicht so traurig, das war ein adventure,

 

erinnert sich Chawa Markowitz (Eva Bachrach), die aus Essen 1939 nach Großbritannien gerettet wurde. **
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* Interview Projektgruppe Kindertransporte mit Kurt Marx in London 2010.
** Interview Projektgruppe Kindertransporte mit Chawa Markowitz in Kfar Saba, Israel, 2012.

Aus dem Fotoalbum von Chawa Markowitz

Fotos oben: Dr. Erich Klibansky begleitet die Schüler des ersten Jawne-Transports
zum Kölner Hauptbahnhof. Foto: Privatbesitz Familie Marchand.