Die Zurückgebliebenen

 

Die Verbindung mit ihren zurückgebliebenen Eltern war für die nach Großbritannien geretteten Kinder von allergrößter Bedeutung. In den ersten Monaten berichteten die meisten in Briefen nach Hause ausführlich über ihr neues Leben und erhielten lange und tröstende Antwortschreiben ihrer Eltern und zurückgebliebenen Geschwister. Mit Kriegsbeginn wurde der Briefkontakt zu den Eltern auf  Postkarten reduziert. Über das Rote Kreuz durften nur Kurznachrichten mit bis zu 25 Wörtern versendet werden. Die Laufzeiten der Nachrichten betrugen oft Monate. Die Mitteilungen reduzierten sich auf Lebenszeichen, die ohne für die Kinder ersichtlichen Grund plötzlich ausblieben. Nach Kriegsende mussten die meisten der geretteten Kinder und Jugendlichen mit der bitteren Erkenntnis  zurechtkommen, dass aus ihren Familien niemand überlebt hatte.
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Die Eltern von Lore und Walter Michel warteten in Amsterdam auf eine Schiffspassage in die USA, als die deutsche Wehrmacht die Niederlande überfiel. Sie wurden über Westerbork in das Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert. Fotoalbum: Privatbesitz Lore Robinson, London.

Foto oben: Für dieses letzte Familienporträt gingen Jakob und Helene Grünbaum mit ihren drei Kindern 1939 in Köln zu einem Fotografen. Kurz darauf fuhren die Schwestern Henriette (rechts) und Grete (links) mit einem Jawne-Kindertransport nach London. Auch der kleine Bruder konnte noch nach England gerettet werden. Die in Köln zurückgebliebenen Eltern flüchteten bei Kriegsausbruch nach Belgien und weiter nach Südfrankreich. Jakob Grünbaum wurde aus Frankreich nach Sobibor deportiert und ermordet. Foto: Privatbesitz Henny Franks (Henriette Grünbaum), London.