Kinder aus dem heutigen NRW

 

Mindestens 463 Kinder aus dem Rheinland und mindestens 260 Kinder aus Westfalen konnten mit einem Kindertransport gerettet werden. Das vielleicht jüngste Kind in einem Transport aus dem Rheinland war ein wenige Monate altes Baby, über das Lore Robinson berichtet. Gerade fünf Jahre alt war Stephanie Buchthal aus Dortmund. Zu den ältesten Kindern gehörten die Oberstufenschüler der Jawne, die im Mai 1939 nach Liverpool gelangten. Zwischen acht und 17 Jahre alt waren die 32 Kinder aus Wuppertal, die namentlich als mit einem Kindertransport gerettet bekannt sind.

 

In einem der ersten Kindertransporte am 14. Dezember 1938 fuhren auch Kinder aus Hattingen und aus Mayen in der Eifel nach Großbritannien. Im allerletzten Transport im Mai 1940 befanden sich Kinder aus Köln, aus Bochum und aus Oberhausen, die zuvor in einem Waisenhaus in Amsterdam gelebt hatten.

 

SELBSTLOSE HILFE
Die Ausreise der Kinder konnte nur durch den Einsatz vieler helfender Menschen gelingen. Die zentrale Organisation oblag der Abteilung Kinderauswanderung der Reichsvertretung der Juden in Deutschland in Zusammenarbeit mit den örtlichen Jüdischen Gemeinden. Evangelisch oder katholisch getaufte Kinder aus jüdischen Familien wurden von unterschiedlichen Hilfsbüros unterstützt. Norbert Wollheim versuchte in der Reichsvertretung in Berlin mit großem Engagement, die Elternbitten zu erfüllen. Aus den einzelnen Städten begleiteten Beauftragte der Jüdischen Gemeinden die Kinder nach England, wo sie selbst nicht bleiben durften. So wurden Kindertransporte aus Köln unter anderem durch den Leiter des Jüdischen Wohlfahrtsamts Georg Fröhlich und die ebenfalls dort tätige Thea Ehrlich begleitet.

 

Die Lehrerin Else Hirsch aus Bochum und der Direktor des jüdischen Gymnasiums in Köln, Dr. Erich Klibansky, retteten durch ihren persönlichen Einsatz ganze Gruppen von Kindern aus dem heutigen Nordrhein-Westfalen. Beide bezahlten ihr Engagement mit ihrem Leben, weil sie zu spät an die eigene Emigration dachten. Else Hirsch half den Eltern vor Ort, die Ausreise ihrer Kinder zu beantragen. Wiederholt fuhr sie nach Berlin, um dringende Fragen persönlich zu klären. Im Januar 1942 wurde Else Hirsch von Bochum nach Riga deportiert, wo sie vemutlich 1943 umkam.
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Bildnachweis Obere Bildleiste: Eine Schulklasse der Kölner Israelitischen Volksschule Lützowstraße. In der vorderen Reihe zweite von rechts Henriette Grünbaum, die mit einem Jawne-Kindertransport gerettet wurde. Bildnachweis: Privatbesitz Henny Franks.

Else Hirsch mit ihrer Schulklasse, 1928. Foto: Stadtarchiv Bochum