Ein Abschiedsgeschenk
Pnina Galili erinnert sich daran, wie sie und ihre kranke Mutter in der Nacht verhaftet wurden:
Es hieß, nur auf eine Passkontrolle aufs Polizeirevier, da meine Mutter einen polnischen Pass besaß. Da meine Mutter mit Fieber 38,5 Grad zu Bett lag, bat ich die Polizisten, dass nur ich mit ihnen gehe, um meine Mutter zu schonen. Es half gar nichts, wir beide mussten mit. Als ich frage,warum um diese Stunde zum Revier und nicht später oder vielleicht muss man irgendetwas Brauchbares mitnehmen? Daraufhin wurde ich angeschrien und die Polizisten sagten unter sich, die Kleine ist frech, man müsste mich etwas disziplinieren. Diese Passkontrolle zog sich in die Länge, bis heute.
Pnina Galili (Paula Waldhorn) 1981 *
In Zbąszyń lernten Paula und Klara bald andere Jugendliche kennen. Gemeinsam organisierte man tatkräftig Hilfsangebote für die anderen Flüchtlinge. Als die beiden jungen Mädchen das Flüchtlingslager mit dem ersten Kindertransport verlassen konnten, bekam Paula von einem jungen Mann aus Bonn ein Abschiedsgeschenk: ein Taschentuch, wie es viele der Flüchtlinge in Zbąszyń gekauft und mit einer persönlichen Widmung für ihnen nahestehende Menschen versehen haben.
Samuel Drong, geboren am 14. August 1920, geriet in die Vernichtungsmaschinerie in Osteuropa und überlebte nicht.
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* Transkript eines Interviews mit Pnina Galili (früher: Paula Waldhorn), Archiv Alte Synagoge Essen, BR.173 Pnina Galili 06.10.1981.