Der letzte Kindertransport

 

Am 14. Mai 1940, wenige Stunden vor der Kapitulation der Niederlande, legte das Frachtschiff SS Bodegraven in Ijmuiden ab. Im Laderaum befanden sich auch 74 jüdische Kinder und Jugendliche, fast alle kamen aus dem Amsterdamer Waisenhaus ‚Burgerweeshuis‘. Nach fünf Tagen unter Beschuss deutscher Flugzeuge erreichte das Schiff Liverpool. Unter den Geretteten befand sich die 15-jährige Dora Unger aus Essen.

Dora Unger war mit ihren Eltern und ihrem Bruder im November 1938 in einer dramatischen Flucht über die grüne Grenze in die Niederlande gekommen. Hier wurde  Dora im Waisenhaus untergebracht. Die Rettung der Kinder aus dem Burgerweeshuis gelang durch das entschiedene Handeln von Truus Wijsmuller-Meijer. In Zusammenarbeit mit niederländischen Flüchtlings-Komitees rettete sie mehrere tausend Kinder aus dem deutschen Herrschaftsbereich ins Ausland.

Dora Scheinowitz (Dora Unger) erinnert sich:

 

gulliemots  Frau Wijsmuller kam ins Burgerweeshuis und sagte, wir sollten uns schnell anziehen. Wir fuhren mit einem Bus fort und bis wir Ijmuiden erreichten, dachte ich, es ginge auf einen Ausflug. Als wir an der Wohnung meiner Eltern vorbeikamen, wollte ich aussteigen, aber der Bus hielt nicht an. An Bord des Schiffes glaubten wir zuerst, Frau Wijsmuller würde mit uns kommen. Aber sie sagte, sie müsste bleiben und anderen Menschen helfen. *
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* Interview Projektgruppe Kindertransporte mit Dora Scheinowitz (früher: Dora Unger) in Petah Tikvah, Israel, 2012.

 

Bittgesuch der Eltern von Dora Unger, August 1939

Foto oben: Kindergruppe aus dem Burgerweeshuis Amsterdam, vor Mai 1940. Foto: Privatbesitz Dora Scheinowitz.