Wir waren ihre Väter und Mütter

 

Die aus Köln stammende Sarah Perlmann hatte in England einen deutschen Flüchtling aus Emden kennengelernt, der wie sie einer zionistischen Jugendorganisation angehörte. Gemeinsam übernahm das junge Paar im Laufe des Jahres 1945 eine schwere Aufgabe:

 

gulliemots  Nach drei Monaten kamen junge Leute aus den Konzentrationslagern und wurden nach England gebracht. Und wurden verteilt, zum großen Teil an die Jugendbünde, die Häuser hatten in den Städten. Wir bekamen 25 junge Menschen, Jungens nur, und wir nahmen sie an. Wir waren ihre Lehrer, wir waren ihre Väter, wir waren ihre Mütter, wir waren alles für sie. Ich erinnere mich, dass ich mit diesen Jungen ins Theater, in Konzerte und in Filme gegangen bin, und dann erklärte ich ihnen in Jiddisch und in Deutsch und in Englisch, und alle um mich rum sagten: Schschschsch.

Sarah Amiram, geb. Perlmann, 2012 *

< vorige Seite | nächste Seite >

 

 

* Interview Projektgruppe Kindertransporte mit Sarah Amiram (früher: Sarah Perlmann), Kibbuz Lavi, Israel, 2012.

Sarah Amiram beim Interview in Israel 2012

Foto oben: Die nach der Befreiung in Großbritannien aufgenommenen Holocaustwaisen gründeten 1963 die Charity-Organisation „45 aid society“. Auf der Website der bis heute engagierten Organisation finden sich Fotostrecken aus den Archiven der Gründungsmitglieder. Foto aus dem Archiv von Herrn Goldberg: http://45aid.org/archive-goldberg [13.2.2017]