Remigration?

 

Eine große Zahl jüdischer Flüchtlinge aus Mitteleuropa hatte in den letzten Kriegsjahren mit den alliierten Armeen gegen Nazi-Deutschland gekämpft. Darunter waren auch viele der älteren Kindertransport-‚Kinder‘. Nach 1945 mussten sie und die anderen 1938 und 1939 nach Großbritannien Geretteten entscheiden, ob sie dort dauerhaft bleiben wollten. Die meisten verfügten inzwischen über eine Berufsausbildung oder zumindest einen Arbeitsplatz; einige wenige hatten studieren können oder planten jetzt die Aufnahme eines Studiums. Manche Freunde und Freundinnen aus den Hostels hatten sich in einem Hachscharahlager wiedergetroffen und planten die Ausreise nach Palästina.

Eine solche landwirtschaftliche Schulung absolvierte auch Walter Braun,der im Januar 1939 gemeinsam mit seinem Freund Heinz Grünebaum mit einem Kindertransport aus Köln emigriert war. 1946 wagte Walter Braun die zu diesem Zeitpunkt nur illegal mögliche Schiffsreise nach Palästina. Während er einem Kibbuz beitrat, eine Familie gründete und ein von seinen Schülerinnen und Schülern sehr geschätzter Hebräischlehrer wurde, emigrierte Heinz Grünebaum 1947 aus England weiter in die USA. Hier studierte er Chemie und arbeitete anschließend in der Forschung. 1971 kehrte Heinz Grünebaum, inzwischen Henry Gruen, nach Deutschland zurück. Henry Gruen ist einer der wenigen Remigranten unter den Menschen, die mit dem Kindertransport aus dem nationalsozialistischen Deutschland gerettet worden waren. Mit seinem Freund Walter Braun blieb Henry Gruen bis zu dessen Tod im Frühjahr 2013 eng verbunden. *
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* Der Text über die Freundschaft von Henry Gruen (früher: Heinz Grünebaum) und Walter Braun beruht auf: Interview Cordula Lissner und Adrian Stellmacher mit Walter Braun in Maayan Zwi, Israel, 2006; Porträt Henry Gruen in: Unter Vorbehalt. Rückkehr aus der Emigration nach 1945. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Vereins EL-DE-Haus e.V., hg. vom Verein EL-De-Haus e.V., Redaktion Karola Fings und Cordula Lissner, Köln 1997, S. 156f.

Walter und karin Braun mit ihren Kindern in Israel, 1950er Jahre. Foto: Privatbesitz Karin Braun

Walter Braun und Henry Gruen in Maayan Zwi, vermutlich 1990er Jahre. Foto: Privatbesitz Karin Braun.

Foto ganz oben: Henry Gruen am Arbeitsplatz im Max-Planck-Institut für Strahlenchemie in Mülheim an der Ruhr, ca. 1975. Foto: Sammlung Unter Vorbehalt. Rückkehr aus der Emigration nach 1945 im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln.